„Bahnland Bayern“
Hehrer Anspruch und nüchterne Realität
Die Bahn
- als Unternehmen ist inzwischen kaum noch überschaubar, auch weil sich einzelne Unternehmensbereiche immer mehr verselbständigen, ohne einander zu unterstützen.
- als Synonym für Personenbeförderung muss ganz dringend wieder den ihr einstmals von der Gesellschaft zugedachten Stellenwert erhalten, ansonsten ist eine dringend erforderliche Verkehrswende gar nicht machbar.
- als System wurde vor 25 Jahren privatisiert, um die enorme Schuldenlast abzubauen, und um das Unternehmen zu kapitalisieren. Der Börsengang ist abgesagt, der Schuldenstand beläuft sich aktuell auf rund 25 Mrd Euro. Man ist mit diesen Zielen wirklich und eindeutig gescheitert.
Konkrete Ausgangslage im regionalen Bereich: Die Bahnstrecke zwischen Freilassing und Berchtesgaden besteht seit 1888 und wurde 1910 als zweite Strecke in Bayern elektrifiziert. Noch vor wenigen Jahren wurde offen darüber nachgedacht, ob so etwas überhaupt noch notwendig ist, ob man das privatisieren oder gleich stilllegen sollte. Der Zustand der Bahnstrecke und der Haltestellen/Bahnhöfe war ein Indiz, dass solche Überlegungen von allen Seiten regen Zuspruch fanden.
Inzwischen sind diese Untergangsphantasien nicht mehr so vordergründig, es wird allenthalben an der Strecke und den Haltestellen gearbeitet. Leider offenbart sich das für den Nutzer als „Flickschusterei“! Statt konzentriert mit massivem Personaleinsatz alle Baustellen der Strecke zu bearbeiten, wird in kleinen Abschnitten –nach und nach- abgearbeitet. Das bedingt einen immer wiederkehrenden Schienenersatzverkehr, der teilweise schlecht kommuniziert wird. So werden potentielle Fahrgäste nur abgeschreckt. Ist es für die DB-AG wirklich nicht möglich solche Maßnahmen vorausschauend zu planen, ist diese Aufgabe zu schwer für das Management?
Durch die Ausschreibungen gibt es jetzt auch Anbieter die mit neuem Material auf der Strecke fahren. Unsere „Berchtesgadener-Land-Bahn“ hat auch immer wieder sehr gute Noten für ihre Arbeit bekommen. Allerdings wird in wenigen Jahren ein neuer Anbieter die Strecke bedienen, alle Bahnfahrer hoffen, dass es bei dem derzeitigen Service-Level bleiben wird.
Der derzeitige Level bedeutet, dass der Fahrgast die Fahrkarte im Zug kaufen kann. Das ist für diese Tourismusregion unverzichtbar, der Urlauber braucht Beratung und Service! Dass er in dieser Region aber vor einem Flickenteppich steht, weil der Gast im Staatsbad Bad Reichenhall mit Bayerisch Gmain nur „rund um den Kirchturm“ seine Gästekarte nutzen kann, weil der Gast in der „Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee“ auch nur den Regionalbus rund um die paar Kirchtürme nutzen kann, und der Rest in der „Erlebnisregion Rupertiwinkel“ wiederum um ein paar weitere Kirchtürme fahren kann. Dafür hat man jetzt nicht nur einen, sondern zwei Geschäftsführer bei der Berchtesgadener-Land-Tourismus-GmbH beschäftigt. Es soll ja was weitergehen!
Das ist zwar nur ein Randaspekt, der aber doch zeigt, wie man hier nur bis zum nächsten –möglicherweise auch übernächsten- Kirchturm denkt, aber nur wenn er im gleichen Tal liegt.